DAX-Aufstieg – nicht nachvollziehbar
Am 08.05.2013 berichtet die F.A.Z. unter dem Titel „DAX erreicht historischenHöchststand“, dass der DAX 30 am 07.05. die Höchststände von 2000 und 2007 überschritten hat. Heute 15.05. um 17:00 Uhr hat der DAX weiter an Punkten gewonnen.
Allerdings , wenn ich den Text lese, kann ich nicht verstehen, warum der DAX so hoch liegt wie noch nie.Nachvollziehen kann ich den Anstieg, auch wenn am 07.05. kein DAX-Titel einen neuen Höchststand erreicht hat. Stutzig macht mich die Feststellung, „dass die Aktienkurse der 30 Dax-Werte noch um mehr als 40 Prozent [!] zulegen [müssten],um ihren Höchstwert aus dem Jahre 2000 zu übertreffen“. Und weiter mit nachdenklich stimmenden Aussagen: „14 [fast 50 %] der 30 Dax-Werte sind hingegen nicht einmal halb so viel wert wie zu ihren Jahre zurückliegenden Hochs“. Und dann kommt es knüppeldick: Die Commerzbank-Aktie liegt 97 Prozent unter [!] ihrem Höchstwert von 2000 [-als der Dax einen mit heute vergleichbaren Höchststand erreicht hatte], die Telekom und Infineon mehr als 90 Prozent. Aber auch die Allianz liegt um 70 Prozent darunter, Deutsche Bank und Munich Re jeweils gut 60 Prozent, Daimler 55 Prozent.“ Mit anderen Worten: für die deutsche Wirtschaft entscheidende Firmen [negativ gewichtet für die Commerzbank] stehen im Regen und dennoch erreicht der DAX jeden Tag neue Höchstwerte.
Dies lässt sich nur mit der Gewichtung verstehen – Stand 18. März 2013: Commerzbank hat eine Gewichtung von nur 0,75 %; Infineon nur 1,03, Deutsche Telekom immerhin 3,61; Munich Re, Deutsche Bank 3,40 bzw. 4,52 %; Daimler, schon mehr als ein Mittelgewicht bei der Gewichtung: 6,49. Das sind aber erst 6 von 14 Dax-Firmen, die „nicht einmal halb so viel wert sind wie zu ihren Jahre zurückliegenden Hochs“. Zugpferde beim Dax-Kursanstieg müssen demnach die hoch gewichteten Firmen BASF (9,87%), Bayer (9,30%), SAP (8,38%), Siemens (9,83) sein. Der Kurswert der BASF-Aktie wie der der SAP hat seit einem Jahr zugenommen, der der Bayer-Aktie ist sehr stark, der Kurs der Siemens-Aktie ist auch gestiegen.
Der F.A.Z.-Artikel über den historischen Dax-Höchststand hat mich angeregt, den Dax zu hinterfragen. Ich komme zum Schluss, dass seine Aussagekraft beschränkt ist. Zum einen: Die Werte im DAX werden entsprechend ihrer Streubesitz-Marktkapitalisierung gewichtet. Zum andern: der Einbezug der Dividenden in den Aktienkurs aufgrund der Annahme, dass die Dividende umgehend wieder in gleichen Aktien investiert wird gibt es – von einer einzigen Ausnahme weltweit abgesehen – nur in Deutschland: er ist fragwürdig, er dient der Schönung des Dax.
Ich schließe mit Ausführungen aus dem erwähnten F.A.Z.-Artikel: „Während die Kurse an der Wall Street dieses Jahr schon mehrmals auf neue Rekorde gestiegen sin, müssten die Aktienkurse der 30 Dax-Werte noch um mehr als 40[!] Prozent zulegen, um ihren Höchstwert aus dem Jahr 2000 zu übertreffen.“ Titel wie „Dax erreicht historischen Höchststand“ sind zwar situativ nicht falsch, aber keineswegs informativ, sondern zutiefst irreführend.