Focus vom 13.05.2013, 16:08
Link:http://www.focus.de/regional/hessen/verkehr-trotz-einigung-streik-bei-der-rnv-bis-dienstagmorgen_aid_988227.html
Artikel: „Trotz Einigung – Streik bei der RNV bis Dienstagmorgen“
(Auszug)
„Trotz der Einigung im Tarifkonflikt bei der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) werden Busse und Bahnen erst am Dienstag wieder fahren. Bis zum frühen Morgen um 03.30 Uhr werde in Ludwigshafen, Mannheim und Heidelberg weiter gestreikt, sagte eine RNV-Sprecherin am Montag. „Dann läuft Gott sei Dank alles wieder normal.“ [falsch: Gott hat da gar nichts zu sagen – wohl aber die allmächtige Verdi, die leider nicht in die Schranken gewiesen wird]“.
Rhoenblicks Kommentar:
So regelmäßig wie der Frühling in Deutschland einzieht, so regelmäßig kommen die Streiks der Gewerkschaften – einer nach dem andern. Es ist für mich, der ich aus der Schweiz stamme, völlig unverständlich, warum nicht auch in Deutschland Lohnfragen, wie bei uns, durch Lohnverhandlungen stiller Art gelöst werden können. Es gibt anscheinend auch hier Lohntarife („Gehaltstabellen“), in denen festgelegt ist, welche Arbeit mit wie viel Geld entlohnt wird, um wieviel der Lohn mit den Dienstjahren steigt bis ein erstes evtl. ein zweites Maximum erreicht wird. Ich nehme an, dass auch hier ein Teuerungsausgleich existiert, der, unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Entwicklung des ganzen Landes wie des Betriebes, dafür sorgt, dass die Kaufkraft des Lohnempfängers erhalten bleibt. Auch kann die ganze Lohnskala angehoben werden, wenn das Unternehmen einen Produktionsfortschritt erzielt. Nach Ablauf von einigen Jahren sind diese Lohntarife grundsätzlich neu zu justieren.
Die zehn Prozent Lohnerhöhung bei den RNV-Angestellten innerhalb von zwei Jahren liegen nun aber quer in der Landschaft: Sie überschreiten weit die Teuerung (Kaufkraftverlust). Im Gegenteil: Sie heizen die Teuerung an – es ist sonnenklar, dass die Kommunen, die im deutschen Steuersystem gegenüber Bund und Ländern arg benachteiligt sind, aber viele Aufgaben erfüllen müss(t)en, die ihren Bürgern das Leben erleichtern sollten, die Fahrpreise anheben müssen. Diese zehn Prozent lassen sich bei fundierten Lohntarifen in keiner Weise rechtfertigen: Der Produktionsfortschritt ist, wenn er überhaupt existiert, bedeutend geringer. Der Verdi-Verhandlungsführer Hausmann meint, dass Existenzen nicht gesichert seien, wenn der Lohn eines Fahrers innerhalb von 18 Jahren nur um 300 Euro brutto (15% vom Anfangslohn) steige. Wenn diese Aussage wortwörtlich zutrifft, dann ist zumindest der Teuerungsausgleich nicht erbracht worden.
Wie es im Detail auch sei – es müsste auch in Deutschland nicht so zu und hergehen: Tausende können nicht fliegen, Zehntausende können nicht mit der Eisenbahn fahren und Hundertausende im Einzugsgebeit der RNV kommen nicht vom Fleck – weil gestreikt wird. Bürgerinnen und Bürger müssten sich zusammentun und – unterstützt von den bürgerliche Parteien – mit schwarzen oder gelben Pfeifen demonstrieren zu der Zeit, da die Gewerkschaftsbosse ihre Anhänger auf die Straße, in die Flughäfen, in die Bahnhöfe schicken, um ihre Macht zu genießen und zu demonstrieren. Es haben schon andere Länder den Streikmissbrauch beseitigt.