Rhoenblicks Betrachtungen zum lobpreisenden Artikel in der RNZ (30.04./01.05.)
„Wie Heidelberg zur Calvinistenhochburg wurde„
Der „Heidelberger Katechismus“ ist eine richtungsweisende Schrift in den Wirren der Reformation. Es ist angebracht, ihrer nach 450 Jahren zu gedenken. Allerdings bedaure ich, dass – gemäss dem RNZ-Artikel „Wie Heidelberg zur Calvinistenhochburg wurde“ – keine Gäste aus Genf geladen sind. Genf war die Wirkungsstätte von Johannes Calvin, dem Begründer des Calvinismus. Ursinus und Olevianus waren bei Calvin in Genf, bevor sie von Kurfürst Friedrich III. nach Heidelberg berufen wurden und an der Redaktion des Katechismus ihren Anteil hatten.
Der „Heidelberger Katechismus“ wurde nicht nur in den Niederlanden, in Ungarn sondern auch von den eidgenössischen Orten St. Gallen, Schaffhausen und Bern angenommen. Durch Auswanderung reformierter Gläubiger gelangte er auch nach Nordamerika und Südafrika (Buren). Angesichts dieser Fakten hätte der Kreis der Gäste über die Niederlande, Tschechien, Rumänien, Ghana, Kamerun und Indonesien hinaus ruhig etwas erweitert werden können.
Heidelberg als „Calvinistenhochburg“? Kaum war Kurfürst Friedrich III. 1576 gestorben bestimmte sein ihm nachfolgender Sohn Ludwig VI., dass für die Kurpfalz der lutherische Glaube verbindlich sei. Ludwig VI. stand unter dem Einfluss seiner Gattin Elisabeth, der Tochter des Landgrafen Philipp I. von Hessen.
Dieser war neben dem Kurfürsten Johann von Sachsen ein Führer der Lutheraner. Ludwig VI. verbot den calvinistischen „Heidelberger Katechismus“ und wies die Theologen Ursinus und Olevianus und andere Geistliche aus Heidelberg weg. Sie hatten sich geweigert, Lutheraner zu werden, d.h. die „Konkordienformel“ zu unterschreiben. Kurfürst August von Sachsen hatte die Redaktion der „Konkordienformel“ veranlasst, diese 1577 unterzeichnet und bei den Lutheranern durchgesetzt. Damit unterband er theologische Streitigkeiten, die nach Luthers Tod 1546 immer stärker aufgetreten waren. Gemeinsam mit den katholischen Kaisern machte er Zeit seines Lebens Front gegen die Calvinisten.
Doch zurück nach Heidelberg! Nach dem Tode des Lutheraners und Calvinistengegners Kurfürst Ludwig VI. führte sein Bruder, Johann Casimir den Calvinismus wieder ein. Johann Casimir war der Vormund seines minderjährigen Neffen Friedrich IV. und war dadurch Administrator der Kurpfalz. Die Heidelberger, die Kurpfälzer wechselten aber noch weitere Male ihr Bekenntnis, gemäss dem im Augsburger Religionsfrieden 1555 ausgehandelten Rechtsprinzip: „cuius regio, illius religio“.
Da hat sich in den 450 Jahren kirchlich doch sehr viel zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger geändert – es muss sich aber noch viel ändern: Die Kirchen haben sich auf der Verkündigung des Evangeliums zu beschränken.
Die heutige Zeit gebiert eine Fülle von „Eventmanagern“, die brauchen Arbeit und Einkommen. Die profitieren vom Drang der unbeliebten deutschen Berufspolitiker und Kirchfürsten sich durch „… und Spiele“ beliebt zu machen. Das kommt auch dem Teil der deutschen Bevölkerung entgegen, der nicht kritisch hinterfragen kann oder nicht will.Der nimmt, wo er was bekommt.
In einer weiteren Betrachtung werde ich zeigen, dass der Kurfürst, der vor 400 Jahren (1613) die katholische Elisabeth Stuart, Tochter des katholischen Jakob I., König von England und von Irland, geheiratet hat, Friedrich V. von der Pfalz – auch das wird gefeiert – den dreißigjährigen Krieg durch unüberlegtes Handeln ausgelöst hat. Der deutsche Adel hat kaum je an seiner Untertanen gedacht, wenn schon, nur dann, wenn er praktisch keine mehr hatte, wie Heidelberg nach dem dreißigjährigen Krieg und erst recht nach den spanischen Erbfolgekriegen. Da sind Schweizer, Niederländer und Hugenotten in die Kurpfalz eingewandert. Leider wurde der deutsche Adel nach dem von ihm angeheizten ersten Weltkrieg (Parallele zum 30-jährigen Krieg) nicht, wie der österreichische, machtpolitisch „geköpft“, dafür sorgte der Reichskanzler Hindenburg, ein guter militärische Führer aber ein unfähiger Politiker, alles andere als demokratisch gesinnt; dem folgte dann Hitler nach.
Der deutsche Adel hat kaum je an seiner Untertanen gedacht, wenn schon, nur dann, wenn er praktisch keine mehr hatte, wie Heidelberg nach dem dreißigjährigen Krieg und erst recht nach den spanischen Erbfolgekriegen. Da sind Schweizer, Niederländer und Hugenotten in die Kurpfalz eingewandert. Leider wurde der deutsche Adel nach dem von ihm angeheizten ersten Weltkrieg (Parallele zum 30-jährigen Krieg) nicht, wie der österreichische, machtpolitisch „geköpft“, dafür sorgte der Reichskanzler Hindenburg, ein guter militärische Führer aber ein unfähiger Politiker, alles andere als demokratisch gesinnt; dem folgte dann Hitler nach.