So beurteilt Divisionär a.D. Faustus Furrer, ehemaliger Militärattaché in Rom und damit auch in Israel die Situation im Nahen Osten:
„Auch wenn man es in aufgeklärten Kreisen nicht gerne hört, aber die entscheidende Herausforderung wird die Auseinandersetzung zwischen unserer westlichen Zivilisation und dem Islam sein. Ein Zusammenprall der Kulturen kann nicht mehr ausgeschlossen werden.„
So sieht Faustus Furrer die Beziehungen zwischen Israel und der Schweiz:
Faustus Furrer war während sieben Jahren bis Ende 2010 Verteidigungsattaché der Schweiz in Rom und unter anderem auch für Israel. Im Gespräch mit tachles beschreibt er die militärische Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und Israel sowie die aktuellen Herausforderungen im Nahen Osten.
Tachles: Welches waren für Sie die eindrücklichsten Ereignisse Ihrer Amtszeit in Israel?
Nebst vielen eindrücklichen Begegnungen und Erlebnissen waren im letzten Jahr der Besuch unseres Verteidigungsministers Ueli Maurer bei seinem Amtskollegen Ehud Barak, die Aktion «Carmel» der Schweizer Luftwaffe in Haifa und die offizielle Gedenkfeier für die gefallenen israelischen Soldaten an der Klagemauer die eindrücklichsten Erlebnisse. Der Besuch von Bundesrat Maurer war für die Vertiefung der politischen Beziehungen sehr wertvoll. Dabei möchte ich erwähnen, dass für mich als Verteidigungsattache die uneingeschränkte Unterstützung durch Botschafter Walter Haffner und sein Team in Tel Aviv sehr hilfreich war. Bei ihm wäre ein stationärer Verteidigungsattach hervorragend aufgehoben. Die Operation «Carmel», ausgelöst durch den Hilferuf Israels zur Bekämpfung der grossflächigen Feuer im Norden Israels, führte zum längsten Helikopterüberflug in der Geschichte der Schweizer Luftwaffe. Die Zusammenarbeit mit den Israeli war beeindruckend. Die offizielle Gedenkfeier für die gefallenen Soldaten an der Klagemauer machte mit Tod und Trauer spürbar, die viele Familien trifft.
Tachles: Wie haben sich die militärischen Beziehungen zwischen beiden Ländern entwickelt?
Grundsätzlich gilt es zu beachten, dass die bilateralen Beziehungen zu Israel sehr stark durch die Geschehnisse in Israel selbst und durch die öffentliche Meinung in der Schweiz beeinflusst werden. Die Beziehungen sind gut und insbesondere im Bereich der militärischen Kooperation gibt es eine ausgezeichnete Zusammenarbeit. Jährliche Treffen dienen der Zielsetzung des gegenseitigen Informationsaustausches und der Absprachen. Dabei geht es unter anderem um mögliche Rüstungskooperationen und um die «Begleitung» [???] der laufenden Geschäfte. Das im Rüstungsprogramm 2005 bewilligte IFASS Funkaufklärungs- und Sendesystem mit einem Anteil israelischer Firmen in der Grössenordnung von rund 180 Millionen Schweizer Franken ist ein Beispiel für die vertieften Beziehungen zwischen Israel und der Schweiz.
Tachles: Sie haben Israel und die Schweiz als «ideale Partner» [!!!] bezeichnet? Was macht die gute militärische Kooperation aus?
Wir haben als Kleinstaaten viele Gemeinsamkeiten [die Schweiz ist kein Land, das durch Inbesitznahme, Eroberung von Land entstanden ist, auf dem schon Menschen seit Hunderten von Jahren lebten und die durch Israel zum Teil vertrieben worden sind) und eine lange Tradition guter Beziehungen. Beide Länder haben etwa 7,5 Millionen Einwohner, haben mehr als eine Amtssprache und sind auch flächenmässig vergleichbar. Ein wissenschaftlicher Austausch ist aufgrund des guten Bildungsstandes beider Länder möglich und auch im wirtschaftlichen Umfeld sind Kooperationen für beide Staaten gewinnbringend. Die Armee Israels ist für die Schweizer Armee eher als «Know-how-Lieferant» in hochsensiblen technischen Belangen und in Doktrinfragen ein möglicher Ansprechpartner[die Schweiz führt seit Hunderten von Jahren keine Angriffskriege mehr]. Umgekehrt profitiert Israel von «Nischenprodukten» der Schweizer Industrie. Dem Mobilmachungssystem Israels liegen die Grundzüge der Schweizer Mobilmachungskonzeption zu Grunde.
Tachles: Worin liegen die besonderen militärischen Herausforderungen für Israel?
Israel lebt heute als 7-Millionen-Volk inmitten von 300 Millionen Arabern und wird von seinen Nachbarn als Fremdkörper [Israel verhält sich so] wahrgenommen. Die Araber können sich militärisch ausgedrückt mehrere Niederlagen leisten. Israel nicht. Es besteht kein Zweifel, dass Israel militärisch stärker ist als alle arabischen Staaten zusammen. Nur bezweifle ich sehr, ob Israel den palästinensischen Widerstand allein mit militärischer Dominanz brechen kann. Die militärischen Herausforderungen für Israel sind seit längerer Zeit klar erkennbar und werden jetzt aufgrund der aktuellen Situation verschärft. Die Nuklearambitionen [Israel ist eine Nuklearmacht; es hat Nuklearwaffen und bekommt vom Merkelschen Deutschland U-Boote, die die Merkelsche Regierung Deutschlands zum Teil sogar selber bezahlt. Von diesen U-Booten können Lenkwaffen mit Kernsprengköpfen abgefeuert werden. Das gibt die Fähigkeit zu einem Zweitschlag, wenn es durch iranische/pakistanische Kernwaffen schon zerstört ist] Irans sind eine ernsthafte Bedrohung, weil womöglich unkontrolliert Langstreckenraketen in Besitz der Hisbollah und der Hamas gelangen könnten[das ist eine lächerliche Behauptung, die Furcht auslösen soll. Langstreckenraketen können nicht, wie die Raketen die zurzeit im Besitze der Hisbollah sind, von Hand abgefeuert werden. Langstreckenraketen werden lange vor deren Einsatz erfasst (Kubakrise)]. Dieses Szenario würde das Kräfteverhältnis im Nahen Osten komplett verändern. Das militärische Feindbild lässt sich oftmals nicht mehr genau skizzieren, weil zu viele Fakten durch externe, nicht kontrollierbare Akteure bestimmt werden. Ein in der arabischen Welt grassierender [begründeter] Antiamerikanismus, die erbitterte Feindschaft von Sunniten und Schiiten, die Nachwirkungen der Bilder von Abu Ghreib, der Zusammenbruch oder zumindest die weitgehende Lähmung staatlicher Ordnungen, die Nuklearambitionen innerhalb der arabischen Welt, der jetzt tobende Kampf zwischen den Mullahs und den syrischen Baathisten und als Hauptproblem der israelisch-palästinensische Konflikt. Israel und der Westen sollten nicht weiter kurzfristige, sondern langfristige Lösungen anstreben [der Westen hat andere Interessen als Israel]. Gerade darin unterscheidet sich strategisches von taktischem Denken.
Tachles: Wie schätzen Sie die Situation im Land nach dem «arabischen Frühling» ein?
Persönlich habe ich mit dem Begriff „arabischer Frühling“ meine liebe Mühe. Unter „Frühling“ verstehe ich eine Jahreszeit der erwachenden Natur. Wenn ich die Bilder der angreifenden Rebellen im Fernsehen betrachte, dann verfliegt bei mir jedes Gefühl der Euphorie. [festhalten: beim Anblick der „Rebellen“ verfliegt im das Gefühl der Euphorie – ja, und beim Angriff der Soldateska von Gaddafi, von Mubarak auf die Zivilbevölkerung?] Auch die soeben beschlossene Verlängerung der Uno-Resolution um weitere drei Monate wirft ein unvorteilhaftes Bild auf die effektive Kampfkraft [an Einseitigkeit nicht zu überbieten – wer hat Artillerie, Panzer, Flugzeuge?] der Rebellenverbände. Somit könnte der Nato-Einsatz bis Mitte Dezember dauern. Der Nahe Osten ist in Aufruhr. Die Brandherde nehmen zu und es besteht durchaus die Gefahr, dass sie aufeinander [wen auf wen?] überspringen könnten. Die Situation ist deshalb so komplex, weil die arabischen Staaten selbst sehr unterschiedliche politische und militärische Interessen verfolgen. Auch wenn man es in aufgeklärten Kreisen nicht gerne hört, aber die entscheidende Herausforderung wird die Auseinandersetzung zwischen unserer westlichen Zivilisation und dem Islam sein. Ein Zusammenprall der Kulturen kann nicht mehr ausgeschlossen werden.
Tachles: Welches Risiko geht von Ägypten aus?
Ein Grosses. Weil ich der Ansicht bin, dass der Islam kaum mit unseren demokratischen Grundwerten vergleichbar ist [das muss er gar nicht. 23Demokratie“ ist grundsätzlich ein westlicher begriff, basierend auf dem antiken Griechenland. Es ist ein fataler Irrtum, ja Ausdruck von westlicher Arroganz zu glauben, Demokratie sei überall die beste von allen schlechten Staatsformen: Irak, Afghanistan), könnte eine Machtverschiebung zu Gunsten der Muslimbruderschaft für Israel eine nicht zu unterschätzende militärische Bedrohung darstellen. Ein fundamentalistischer Islamist als Generalstabschef der ägyptischen Armee würde mit grosser Wahrscheinlichkeit die Hamas im Gazastreifen uneingeschränkt mit Waffen beliefern. Das wäre eine dramatische Entwicklung und würde dem Konflikt im Gazastreifen eine völlig neue Dimension verleihen. Der «kalte Frieden», der insbesondere auch von der Armee Ägyptens respektiert wurde, könnte in die Brüche gehen, und dann wäre der «Aufmarsch» in eine mögliche «Angriffsstellung» in den Gazastreifen plötzlich Realität [das möge Israel bedenken und seine Arroganz abbauen, bevor es zu spät ist].
Tachles: Wie gross ist die Gefahr, dass Waffen aus Iran über Syrien nach Libanon geschafft werden?
Gross. Schon seit längerer Zeit gibt es gesicherte Hinweise und auf israelischer Seite auch Beweise, dass Iran grosse Anstrengungen unternimmt, die Hisbollah mit Waffen im Süden Libanons zu unterstützen. Syriens Präsident Bashar Assad hat als engster Verbündeter Iran zurzeit jedoch andere Sorgen, als seine Verbündeten in Libanon mit Waffen zu beliefern. Vielmehr hofft er auf Waffenlieferungen — auch auf neueste Überwachungssysteme — aus Teheran, um gegen die Demonstranten noch massiver vorgehen zu können. Dass dabei ausgerechnet die Türkei die Aufständischen in Syrien unterstützt, zeigt, wie komplex die Machtverhältnisse in der arabisch-muslimischen Welt sind. Solange die unterschiedlichen arabischen Staaten mit sich selbst beschäftigt sind, droht Israel keine unmittelbare Gefahr. Danach bedarf es einer genauen Lagebeurteilung, um nicht massiv überrascht zu werden.
Tachles: Wie beurteilen Sie den Antrag der Palästinenser auf eine Aufnahme in die Uno?
Grundsätzlich haben die Palästinenser ein Recht auf einen eigenen freien Staat. Wenn man aber als souveräner Staat auftreten will, dann gehören dazu auch Pflichten. Solange die Palästinenser aber Israel grundsätzlich [das ist nicht wahr] ein Existenzrecht absprechen und vom Vernichten des israelischen Staates sprechen [das stimmt nicht; wenn dies formuliert wird, so ist es Ausdruck von Hilflosigkeit, von Minderwertigkeitsgefühlen, von Gefühlen verlassen, verraten zu sein (die Briten z. B. haben ihre Versprechen, die sie den ihnen im 1. Weltkrieg treuen Arabergemacht hatten nach Besetzung der arabischen Lande nicht eingehalten], ist eine Koexistenz auf so kleinem Raum nur schwer zu erreichen. [den Israelis fehlt dazu jeder gute Willen. Sie meinen, das sei nicht nötig; sie haben ja eine grosse jüdische Gemeinde in den USA hinter sich und dazu eine Heerschar evangelikaler Christen, deren Irrglauben nach die Juden das ehemalige jüdische Land des Alten Testamentes ganz in ihren Besitz nehmen müssen als Voraussetzung für die Wiederkunft Christi] Zusätzlich stellt es eine enorme Schwierigkeiten dar, wie sich ein Staat in einem nicht zusammenhängenden Staatsgebiet, wie das mit Gaza und der Westbank der Fall ist, erfolgreich entwickeln könnte [wer hat das verursacht?]. Auch der Anspruch auf Jerusalem als Hauptstadt dürfte mehr eine Machtdemonstration darstellen als eine wirklich durchsetzbare Forderung. Jerusalem war in der Geschichte der arabischen Stämme nie eine Hauptstadt eines islamischen Volkes. [Im Land rund um Jerusalem leben heute Araber und Juden. Jerusalem ist für die muslimischen Gläubigen ein heiliges Zentrum: Tempelberg inJerusalem mit der Al-Aqsa-Moschee und dem Felsendom]. Demgegenüber ernannte bereits vor 3000 Jahren der damalige israelische Stammesfürst David Jerusalem zur Hauptstadt seines Reiches. [Diese jüdische Hauptstadt wurde vor gut zweitausend Jahren, im Jahre 70 nach Beginn unserer Zeitrechnung dem Boden gleich gemacht: Unter römischerHerrschaft wurde der von Herodes dem Grossenausgestattete zweite Tempel im Jahre 70 n. Chr. am Ende des Jüdische Krieges, ausgelöst durch einen jüdischen Aufstand, durch Titus zerstört. Die Römer und Byzantiner, sechshundert Jahre die Herrscher über Palästina, machten Caesarea zur Hauptstadt. Nach dem Ersten Weltkrieg unterstand Jerusalem dem Völkerbundsmandat für Palästina (nicht: Israel, Judäa) und wurde Sitz des Hohen Kommissars und der britischen Mandatsverwaltung.] Zum jetzigen Zeitpunkt dürfte der Antrag auf Mitgliedschaft der Uno ein politisch geschickter Schachzug von Mahmoud Abbas sein, um nicht zuletzt auch seinen Anspruch gegenüber der Hamas auf «Führerschaft» zu bekräftigen. [Palästina ist in wichtige UNO-Unterorganisationen aufgenommen worden.]
Rhoenblicks Kommentar:
Einen besseren Lobbyisten könnte Israel in der Schweiz nicht haben. Vorsicht vor Divisionärs Faustus Furrers a.D. einfacher und völlig einseitiger Sichtweise (siehe Interview).
Israel steht vor einem „Militärschlag“ gegen den Iran. Ein „Militärschlag“ dessen Dauer und Auswirkungen genauso schlecht abgeschätzt werden können wie die Krise Griechenlands. Nur sind die Zerstörungen, die Beeinträchtigungen wirtschaftlicher und politischer Art viel grösser.
Fazit: Die offizielle Schweiz muss Distanz halten zu dem Israel-Lobbyisten Faustus Furrer, Divisionär a.D., ehemaliger Militärattaché. Er berät nicht im Interesse unseres Landes sondern in demjenigen Israels.