Das Interview der RNZ (27.08.) mit dem ehemaligen Schulleiter der Willy-Hellpach-Schule in Heidelberg, Ernst Fritz-Schubert füllt bestens die Leere der Sauregurkenzeit. „Glück kann gelernt werden“, das ist die Botschaft des 63-jährigen, der kürzlich sein eigenes Glücksinstitut gegründet hat.
Nun – wenn „Glück lernen“ überhaupt möglich wäre, so wären die Absolventen der 2-jährigen Berufsfachschule der Willy-Hellpach-Schule durchaus glückliche Menschen, so müsste man dem Kultusministerium in Stuttgart die größten Vorwürfe machen, dass das Fach „Glück“ nicht schon längst an allen Schulen stufenadäquat vermittelt wird, dass „Glücks“lehrer nicht an allen Pädagogischen Hochschulen ausgebildet werden. Ernst Fritz-Schubert „kennt die Glücksformel“ schreibt die Stuttgarter Zeitung am 28.08.
Der Volks- und Betriebswirtschaftslehrer Ernst Fritz-Schubert kann gut verkaufen, auch wenn seine Formel – und sein Buchtitel – „Wie das Unterrichtsfach Glück die Schule verändert“ nichts Neues vermitteln. Ich erinnere an die drei Schlüsselkompetenzen, die schon vor mehr als zehn Jahren von der OECD – PISA-Studien – formuliert worden sind. Schulleiter Fritz-Schubert verlässt eine Schule, die sich in nichts von anderen vergleichbaren Schulen unterscheidet.
Glück lässt sich nicht lernen. Es ist möglich, dass im Fritz-Schubertschen Wahlpflichtfach „Glück“ Schüler ihre soziale Kompetenz verbessern („Interagieren in heterogenen Gruppen“), mehr Selbstvertrauen („Autonome Handlungsfähigkeit“) gewinnen. Es ist an sich Aufgabe jedes Lehrers in jedem Fach, diese Schlüsselqualifikationen bei seinen Schülern zu fördern. Wird nun ein Fach „Glück“ eingeführt, so besteht die Gefahr dass diese zentrale Aufgabe jedes Unterrichts an dieses Fach delegiert wird – zum Nachteil der Schüler. Zudem: Die Schlüsselqualifikationen sollen und können das Fachwissen nicht ersetzen.
Fazit: „Glück lernen“ – ein den Buchabsatz, Fernsehauftritte, Interviews fördernder Titel, aber nichts Neues unter der Sonne.