Wer hat die Kraft, wer hat die Macht Herrn Hildebrand vor weiteren falschen Beurteilungen und – vor allem – vor falschen Entscheidungen zu schützen?
Hildebrand zurückhalten? Er ist doch kürzlich als erster Schweizer Mitglied der einflussreichen, international agierenden G-30 geworden!
Jedoch – Philipp Hildebrand hat fehlerhafte Beurteilungen abgegeben und Fehlentscheidungen getroffen, die unserem Land teuer zu stehen kommen. 2005 verkaufte die SNB die Hälfte ihres Goldbestandes. Herr Hildebrand lobte das timing der SNB. Seither ist der Goldpreis geradezu explodiert.
Zudem – auf Druck der Nationalbank, d.h. auf Druck von Herrn Hildebrand – sollte vor einem Monat der Nationalrat auf Teufel komm raus ein Darlehen an den internationalen Währungsfonds (IWF) von 20 Milliarden(!) beschliessen. Herr Hildebrand hatte am Freitag, den 10. Dezember 2010 den Bundesrat mit der Prognose erschreckt, wenn der IWF nicht bis Ende Jahr das Geld der Schweizer habe, dann implodiere die europäische Währung. Und der Euro sacke auf einen Wert von vielleicht noch fünfzig Rappen ab. Erschreckt versuchen die Bundesräte ihre Fraktionen zu bearbeiten, damit diese noch schnell, schnell vor Jahresende die IWF-Milliarden(!) freigeben. So vermittelt SVP-Bundesrat Maurer am 13.12. ein Treffen zwischen den Spitzen seiner Partei und SNB-Präsident Hildebrand, begleitet von Thomas Moser, der die Schweiz im IWF vertreten hat. Bundesrat Maurer zitiert am 14.12. seine Parteifreunde Caspar Baader (SPV-Fraktionschef) und Toni Brunner (SVP-Präsident) auf sein Büro, um sie nochmals im Sinne von Hildebrand zu bearbeiten. Die SP-Bundesräte Micheline Calmy-Rey und Simonetta Sommaruga setzen ihre Nationalratsfraktion unter Druck. FDP und CVP müssen nicht bearbeitet werden, sie sind schon von sich aus vor Hildebrands Panikszenario eingeknickt. Doch am Nachmittag des 14. Dezember kommt doch kein Beschluss zu Stande. Die SVP-Fraktion will nicht Jasagen zum IWF-Milliardenkredit. Die Linke knüpft an eine rasche Behandlung des IWF-Kredites die Bedingung, es sei eine Garantie für die Entwicklungshilfe in Höhe von 0,5 Prozent des BIP zu erteilen. Das Geschäft wird ins neue Jahr vertagt.
Es stellt sich die Frage, ob Hildebrands Vorprellen Zeichen seiner Sorge um das Wohlergehen der Schweiz oder Zeichen seiner Sorge um seine eigene Reputation ist. Zu bedenken ist auch, dass Hildebrand mit seinen Euro-und Dollarkäufen, Liebkind bei G-30 geworden. Nun ist er ja Mitglied dieses erhabenen(?) Gremiums geworden.
Kommt dazu – im April 2009 gibt die SNB – Herr Hildebrand – bekannt, dass sie die Aufwertung des Frankens gegenüber dem Euro resolut bekämpfen werde. Sie werde Euro kaufen und so die drohende Deflation abwehren. Der SNB und der Schweiz, somit dem Steuerzahler hat Hildebrand mit diesen Devisenkäufen keinen Dienst geleistet. Ende 2010 bezifferten sich die SNB-Devisenreserven auf – umgerechnet – 203 Milliarden Franken. Als Hildebrand im März 2009 mit seinen Eurokäufen anfing entsprach ein Schweizerfranken 67 Eurocents, jetzt sind es bereits 79 Eurocents: trotz Hildebrands Währungsmanövern ist der Schweizerfranken sehr hart geworden. Entsprechend gross sind die (Buch-)Verluste der SNB-Devisenreserven: allein 2010 betragen sie rund 30 Milliarden. Deflation? Das war eine Hildebrandsche Chimäre.
Es scheint, als ob all die Politiker und Wirtschaftsleute, die Hildebrand die Stange halten, ein kurzes Gedächtnis haben. Es gibt im in den vergangenen Jahrzehnten mehr als ein Beispiel, dass Stützungskäufe oder „offizielle“ Wechselkurse, wie sie nun für das Verhältnis Euro – Franken vorgeschlagen werden, rein gar nichts taugen. Der Markt ist stärker. Ich erinner nur an Georg Soros, der quasi über Nacht Milliarden verdiente, als am 16.09.1992 massiv gegen das englische Pfund wettete, weil er erkannt hatte, dass diese Währung stark überbewertet war. Warum? Die Politiker der im Europäischen Währungssystem – EWS – verbundenen Staaten waren der irrigen Meinung, dass Wechselkurse „offiziell“, per Dekret festgelegt werden könnten. Grossbritannien musste aus dem EWS austreten. Aus dem EWS entstand am 01.01.1999 die Euro-Zone. Nun ist dieser Murks Spielball der Spekulation – rein sachlich verstanden, ohne negativen Beigeschmack*). 2011 wird die Euro-Zone entweder auseinanderbrechen oder die Steuerzahler – vor allem die deutschen – werden Milliarden Euro verlieren, um dieses Machwerk am Leben zu erhalten. Für wie lange?
Wo sind die Politiker und Wirtschaftsvertreter die den Mut und die die Kraft haben, Herrn Hildebrand und damit die SNB und dadurch die Schweiz und letztendlich den Steuerzahler/die Steuerzahlerin vor weiteren falschen Entscheiden zu bewahren.
Der Bundesrat? – wohl kaum! Wer dann?
*) Spekulation „auf Gewinne aus Preisveränderungen abzielende Geschäftstätigkeit (18. Jh,; aus lat. speculatio das Ausspähen, Auskundschaften; Betrachtung) – laut Duden, Das Herkunftswörterbuch.